Kann man ja so jetzt nicht viel anders sagen – eine Schildkröte mit einem ziemlich fetten Panzer.
In den letzten Wochen habe ich einige Rückmeldungen bekommen, die mich sehr sehr nachdenklich gemacht haben, und ich kann von meinem heutigen Standpunkt aus auch ganz gut damit umgehen, aber mal ehrlich: Wenn ich von verschiedenen Menschen, die mir mehr oder weniger nahestehen, höre dass ich irgendwie immer nur “die dicke Freundin von” war, ist das schon ziemlich bedauernswert.
Nun bin ich mittlerweile nicht mehr übermäßig dick, und die Freundin von bin ich auch nicht mehr. Ich möchte auch nicht mehr dick sein – und die Freundin von bitte auch nicht unbedingt (was nicht heißt, dass ich Single bleiben möchte – aber das zu erwähnen, wird mich auch nicht weiterbringen, also lassen wir das).
Vorhin bin ich in Suddas Artikel zum Thema Eigenverantwortung wieder einmal über die dicke Haut, den Schutzpanzer gestolpert. Ich habe noch nie wirklich bewusst und laut über dieses ganze “Schutzpanzer”-Ding nachgedacht, aber nachdem ich heute zum ersten Mal ausserhalb des Nachtlebens und ausserhalb von St. Pauli mit meinen komischen Haaren unterwegs war, wurde mir klar, dass ich mich nicht mehr verstecken kann, und dass das auch irgendwie der Plan war. Wie sich das aber anfühlt, so unglaublich sichtbar zu sein, das war mir bisher natürlich nicht klar.
Und auch, wie sich meine Selbstwahrnehmung so verändert hat. Ja. Ich hab dieses Gesicht, und diejenigen von Euch, die mich schon länger lesen, wissen, dass es nicht besonders viel mit Einbildung zu tun hat, wenn ich sage, ich weiß, ich hab ein hübsches Gesicht. Mit Einbildung hat es maximal was zu tun, dass ich mir jahrelang einbildete, ich könnte damit was rausreißen, mein Dicksein überspielen. Ich hatte ja immer noch das Gesicht.
Der eigentliche Gedankengang hat aber was mit dem Schutzpanzer zu tun. Ich brauchte den. Ich bräuchte ihn eigentlich immer noch, oft genug, aber ich will ihn nicht mehr in Fettform mit mir rumtragen. Ich bin ein sensibler Mensch, ich will mich sicher, geborgen und geliebt fühlen. Ich weiß nicht genau, wann mir genau was in meinem Leben passiert ist, dass ich anfing, mir diesen Panzer anzufressen, aber Fakt ist: es ist so passiert. Der Vorteil ist nämlich: Wenn man so dick ist, wie ich es war, dann muss jemand der sich mit mir in eine Beziehung wagt, wirklich an mir interessiert sein. So ein Fettmantel ist der perfekte Schutz vor Oberflächlichkeiten. Isso.
Neben den Rückmeldungen aus den letzten Wochen, in denen ich gemerkt habe, dass der Fettpanzer mir viele Begegnungen mit Menschen verwehrt hat, er hat verhindert, dass Menschen über das dicksein hinaus sehen wollten. War also irgendwie kontraproduktiv.
Auf der anderen Seite merke ich, dass es immer wieder Menschen gibt, die sich nicht wirklich für mich interessieren. Eine unschöne Erfahrung.
Aus “der dicken Freundin von” wurde irgendjemand, mit dem man einfach auch mal nur so seinen Spaß haben kann, sich nicht festlegen muss. Menschen, und insbesondere Männer, die sich früher von meinem Fettpanzer abschrecken lassen hätten oder haben, kommen mir nun plötzlich zu nahe. Und ich kann damit gerade nicht umgehen. Ich bin nicht gut in Smalltalk, ich bin nicht gut in casual, ich bin nicht gut was flirten und Dates und diesen ganzen Kram angeht.
Ich merke nicht, wenn jemand mit mir flirtet. Oder es flirtet niemand mit mir. Oder, wenn ich es doch mal merke, dann bin ich verwirrt. Ich hinterfrage dann ständig die Absichten des anderen, denn insbesondere weil ich beziehungstechnisch dieses Jahr letztes Jahr gleich zweimal auf die Fresse geflogen bin, will ich doch was echtes.
Es klingt so abgedroschen, aber ich bin kein Mädchen für ne Nacht, das macht mich nicht glücklich. Ich will es jemandem wert sein, dass er sich auf mich einlässt, und ich weiß auch, dass das keine einfache Sache ist. Ich bin manchmal anstrengend, aber ich gebe auch echt viel zurück. Ich will Sicherheit, und ein Label für eine Beziehung, ich will meinen Facebook-Status auf “in einer Beziehung mit” ändern. Und ich steh dazu.
Aber: Ich habe keine Ahnung, wie derjenige mich finden soll. Ich schreibe das bewusst so, weil ich keinen Bock mehr darauf habe, mir anzuhören dass sich das irgendwann schon einfach ergibt, und dass das dann passiert, wenn ich es am wenigsten erwarte. BLAH! Das Problem: Irgendwie hab ich mental immer noch nen Fettpanzer im Kopf. Ich frage mich, wie ich den loswerden kann, denn er nervt mich.
Vielleicht bin ich aber auch einfach eine eher introvertierte Persönlichkeit, und muss damit leben, dass ich eben nicht so auffalle und weil ich niemanden ansprechen kann, und so, werd ich dann eben doch für immer Single bleiben.
Ohne Fettpanzer, immerhin.